Richard Müller (1851–1931), Fabrikant und Politiker
Mary Anne Müller, geb. Sullivan (1861–1887)
Kaum eine Persönlichkeit hat die Geschichte Fuldas um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert so geprägt wie Richard Müller.
Der Sohn des Textilfabrikanten Johann Burkard Müller (1819–1881) und der Anna Josepha geb. Dippel (1823–1899) prägte als Unternehmer und Politiker die Entwicklung Fuldas im beginnenden Industriezeitalter und war dabei trotz seines materiellen Reichtums ein Muster an Bescheidenheit und Sparsamkeit. Bereits Müllers Vater Johann Burkard gehörte mit seiner 1843/44 in der Löherstraße gegründeten Schuhstofffabrik, die 1848 ihre Produktion auf Stramin und Plüschwaren ausgedehnt hatte, zu den Pionieren der Industrialisierung in Fulda. Aus diesem Werk, das seine Waren auch ins Ausland exportierte, ging die von Johann Burkards Söhnen Carl und Richard begründete Filzfabrik hervor, die 1889 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde.
Neben seiner Tätigkeit als Unternehmer widmete sich Richard vor allem der Politik. Als Fuldaer Stadtverordneter (1878–1901), Stadtrat und Mitglied des Kreistags war Müller ein leidenschaftlicher Kommunalpolitiker, der als Mitglied der Zentrumspartei mit der Wahl in den Deutschen Reichstag (1893) den Sprung in die „große Politik“ schaffte. Im Haushaltsausschuss des Reichstags spielte Müller, der dort als „Müller-Fulda“ ein Begriff war, eine wichtige Rolle. Insbesondere sein Einsatz im Zusammenhang mit der großen Reichsfinanzreform des Jahres 1909 wird immer wieder hervorgehoben.
Wie nur wenige andere in Fulda war Richard Müller karitativ tätig, so etwa im sozialen Wohnungsbau oder bei der Einrichtung von karitativen Institutionen wie dem Pflegeheim St. Josef.
Im Privatleben wurde der menschenscheue Müller von einem schweren Schicksalsschlag getroffen. Seine Ehefrau Mary Anne Sullivan (1861–1887), die er 1885 in England geheiratet hatte, starb in jungen Jahren im Kindbett. Nach ihr ist die Marienstraße, in der Müller eine Villa erbaut hatte, benannt. Die Stadt Fulda würdigte die großen Verdienste Müllers mit der Benennung einer Straße und der Kaufmännischen Berufsfachschule nach seinem Namen.