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Maria Rang (1840–1915)
Initiatorin sozialer Projekte

Als Maria Eleonore Julie Rosa Kircher wurde die bedeutende Stifterin am 7. August 1840 in Fulda geboren. Ein Urahn ihrer Familie war der Universalgelehrte Athanasius Kircher.

Ihr Vater, der Löhermeister Adam Kircher, verstarb als sie noch ein kleines Kind war. Die Mutter musste ihre beiden Töchter, mit denen sie in der Pfandhausstraße 3 lebte, alleine groß ziehen.

Maria heiratete 1864 Ignaz Rang, den Sohn einer Juristenfamilie und Bruder des Fuldaer Oberbürgermeisters Franz Rang (1862–1893). Das Ehepaar bekam fünf Kinder und wohnte in der Kanalstraße 36. Zusammen mit ihrem Mann war Maria Rang sehr aktiv in der Sozial- und Kirchenpolitik. Beide hatten sich in der Zeit des Kulturkampfes intensiv für die Rechte der Katholischen Kirche in Deutschland engagiert. Geprägt von tatkräftiger und vor allem praktisch denkender Nächstenliebe lässt sich ihr Einsatz als „Hilfe zur Selbsthilfe“ kennzeichnen.

Maria Rang initiierte die Gründung eines „Siechenhauses“ für Stadt und Kreis Fulda. Ein Krankenhaus gab es bereits in der Stadt, was fehlte war eine Pflegeeinrichtung für unheilbar Kranke, Alte und Gebrechliche. Mit Hilfe vieler weiterer wohlhabender und einflussreicher Fuldaer Bürger brachte sie ausreichend Spenden zusammen und mit einem kleinen Kreis von Frauen, die wie sie dem Elisabethenverein angehörten, gründete sie den Lioba-Schutzverein zur Organisation und Durchführung des Vorhabens, das 1893 mit einem Neubau in der Liobastraße in die Tat umgesetzt wurde.

Das im Jahre 1900 im Familienkreis geborene behinderte Kind lenkte die Aufmerksamkeit von Maria Rang auf ein weiteres soziales Feld. In ihrer praktischen Art fragte sie sich, wie Behinderte behandelt werden. Im Gegensatz zu vielen Zeitgenossen glaubte Maria daran, dass alle Menschen irgendetwas zum Leben beitragen können und auch lernfähig sind, und sei es in noch so bescheidenem Rahmen.

Sie beschloss eine Einrichtung aufzubauen, welche die Kinder nicht nur versorgte, sondern ihnen auch Möglichkeiten zur Teilnahme am Leben der anderen gab, die Möglichkeit etwas zu lernen, eine sinnvolle Arbeit zu finden, um damit zum eigenen Lebensunterhalt etwas beizutragen und nicht zuletzt die Chance in einem sozialen Kontakt mit den anderen stehen.

Die Lioba-Stiftung sollte hierbei eines der Standbeine sein, das andere war die Gründung einer GmbH. 1903 erfolgte die Grundsteinlegung des Antoniusheims, das am 1. Oktober 1904 sein erstes Haus eröffnete. In den folgenden Jahren wurde die Einrichtung durch viele An- und Neubauten ergänzt und verbessert. Als Namensgeber war der Heilige Antonius von Padua gewählt worden. Zur damaligen Zeit war dieser ein sehr bekannter und bei der Bevölkerung beliebter Heiliger aus dem Franziskanerorden.

Maria Rang wollte ihre Gründung auch unabhängig von der Diözesanverwaltung gestellt wissen und arbeite mit dem Orden der Barmherzigen Schwestern des Heiligen Vinzenz von Paul zusammen. Diese übernahmen, wie schon beim Siechenhaus, Pflege, Versorgung, Hauswirtschaft und Schule des Heims. Ihre kongeniale Partnerin war die ebenfalls sehr selbstbewusste und energische Schwester Adolfine Fabra. Die geistliche Versorgung vertraute sie den Franziskanern vom Frauenberg an. Die Schwestern bildeten mit den bald zahlreich zuströmenden behinderten Kindern und Erwachsenen eine Hausgemeinschaft, in der wie in einer Familie alle zusammen arbeiteten und lebten.

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